6 Mythen über Veganer, die mich ärgern

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Vorne weg gesagt: Ich lebe nicht vegan. Leider. Denn ich bewundere alle Menschen, denen das so scheinbar problemlos gelingt. Ich finde es aus ethischen und gesundheitlichen Gründen richtig, keine tierischen Produkte zu verzehren. Trotzdem schaffe ich es nicht. Bisher. Allerdings habe ich mich ausreichend mit veganer Ernährung und den Folgen befasst, um mich regelmäßig über die Unwissenheit anderer zu ärgern. Denn vieles von dem, was über vegane Lebensweise verbreitet wird, ist schlicht und ergreifend nicht wahr.

Mein Vegan-Experiment

Kürzlich habe ich es versucht. Von einem Tag auf den anderen habe ich auf sämtliche tierische Produkte in meiner Ernährung verzichtet. Nicht in dem Vorhaben, komplett vegan zu werden – immerhin war ich zu dem Zeitpunkt schwanger und hatte damit genug zu tun. Aber ich wollte sehen, wo und wie viel tierische Produkte sich in meinem Alltag verstecken, um ein Bewusstsein dafür zu bekommen.

Mein Fazit war wie erwartet: Es sind sehr viele tierische Produkte und in meinem normalen Alltag bin ich mir darüber kaum bewusst. Erst, als ich wirklich pflanzliche Alternativen suchen musste, entwickelte sich langsam ein Gefühl dafür, was es wirklich heißt, vegan zu leben. Es reichte jetzt nicht mehr, mir zu denken: „Ja, in dem Kuchen ist Ei, Milch und Butter, aber abends esse ich Nudeln mit Gemüsesauce.“ Ich musste veganen Kuchen backen.

Um mir ein wenig Unterstützung und Inspiration zu holen, bestellte ich das Buch „So geht vegan!“ von Patrick Bolk. Er verspricht den „einfachen Einstieg in ein veganes Leben“. Die Einführung ist nur acht Seiten lang, dafür inhaltlich sehr interessant. Danach wird in wird in insgesamt 10 Kapiteln erklärt, wie man Fisch und Fleisch, Milch und Ei in der Küche ersetzten kann. Auch auf Getränke, auswärts und unterwegs essen, vegane Ernährung für Kinder und vieles mehr wird eingegangen. Dazu gibt es 100 leckere Rezepte.

Der Rezepteteil war in meinem Fall etwas schwierig, denn so gut wie alle Rezepte enthalten Tofu, Soja oder Weizenprodukte. Diese Lebensmittel kommen allerdings nicht auf unseren Familientisch, da mein Papa sie nicht verträgt. Einige Rezepte waren natürlich aber doch alltagstauglich für uns. Insgsamt zeigen die Rezepte vor allem eins: Auch für Nicht-Veganer könnten pflanzenbasierte Rezepte eine interessante Erweiterung des Speiseplans sein. Denn einige Speisen sind wirklich ungewöhnlich und trotzdem ansprechend.

6 Mythen über Veganer, die mich ärgern

Genau wie ich scheint sich auch Patrick Bolk über einige „Mythen“ bezüglich veganer Ernährung geärgert zu haben. So teilen wir auf jeden Fall viele der folgenden Punkte:

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1. Vegane Ernährung führt zu Vitamin-B12-Mangel

Mythos: Vitamin B12, so heißt es, komme nur in tierischen Produkten vor. Eine vegane Ernährung sei deshalb ungesund, unnatürlich und führe zu einem Vitamin B12-Mangel.

Fakt: Früher kam Vitamin B12 in tierischen Produkten vor, weil Tiere auf der Weide oder in der Wildnis grasten. Heute, in Zeiten der Massentierhaltung und Käfighaltung, ist an dem Vitamin B12 im Fleisch nichts mehr natürlich. Stattdessen wird es dem Tierfutter beigemischt, also supplementiert. Zu einer gesunden tierprodukt-basierten Ernährung gehört Supplementierung also genauso dazu wie zur veganen Ernährung.

2. Vegane Ernährung ist einseitig

Mythos: Veganer würden sich einseitig ernähren und langfristig unter Nährstoffmangel leiden.

Fakt: Jede Art von Mangelerscheinung kann auch bei Fleisch-Essern und Vegetariern auftreten. Wahrscheinlich kommen Nährstoffmangel hier sogar häufiger vor, weil weniger auf eine ausgewogene Ernährung geachtet wird. Veganer sind zumeist gut informiert und achten auf eine ausreichende Zufuhr an Vitaminen, Ballaststoffen und anderen Vitalstoffen.

3. Vegane Ernährung bei Kindern ist gefährlich

Mythos: Mit veganer Ernährung können nicht alle benötigten Nährstoffe aufgenommen werden. Deshalb können bei Kindern gefährliche Mangelerscheinungen entstehen, die zu Entwicklungsverzögerungen führen.

Fakt: Kinder sowie Frauen in der Schwangerschaft und Stillzeit benötigen besonders viel Nährstoffe. Deshalb ist bei der Ernährung eine besondere Sorgfalt gefragt. Die benötigten Nährstoffe können über vegane Lebensmittel mindestens genauso gut zugeführt werden, wie über tierische.

4. Vegan ist nicht gut für die Umwelt

Mythos: Soja zerstört die Umwelt, denn für den Sojaanbau werden Urwaldflächen gerodet. Das zerstört Lebensraum für Tierarten und erhöhte den CO2-Gehalt in der Atmosphäre.

Fakt: Soja zerstört wirklich die Umwelt. Allerdings wird Soja zu 99% für Tierfutter angebaut, nicht für vegane Tofu-Produktion. Die Sojabohnen für Tofu kommen zudem häufig aus Südeuropa, wo kein Urwald dafür weichen muss.

5. Kinder brauchen das Kalzium aus der Kuhmilch

Mythos: Vegan lebende Menschen, vor allem Kinder, müssen auf das Kalzium aus der Kuhmilch verzichten, das wichtig ist für Knochengesundheit und Zähne.

Fakt: Kuhmilch enthält viel Kalzium, aber auch Wachstumshormone und Cholesterin. Die Zusammensetzung von Kuhmilch ist auf den Bedarf von Kälbern abgestimmt, die innerhalb des ersten Jahres ausgewachsen sind. Der Bedarf von Kindern ist ein ganz anderer. Tatsächlich kann Kuhmilch die Kalzium-Ausscheidung sogar fördern und damit Osteoporose begünstigen, statt bekämpfen. Außerdem wird die Eisenaufnahme gehemmt. Auch Eisen wird zum gesunden Wachstum benötigt.

Es gibt ausreichend pflanzliche Quellen für Kalzium, die nebenbei noch viele andere Nährstoffe liefern und keine unerwünschten „Nebenwirkungen“ haben.

6. Veganismus würde nicht die Welt retten

Mythos: Es bringt überhaupt nichts, vegan zu leben, denn die beste Ernährung für Umwelt und Klima beinhaltet auch tierische Produkte.

Fakt: Vor kurzem wurde eine Studie bzw. Hochrechnung veröffentlicht darüber, was der beste Ernährungsstil für die globale Zukunft sei. Dabei wurde vor allem berücksichtigt, wie alle Weide- und Anbauflächen effektiv und klimafreundlich genutzt werden könnten. Dabei stellte sich heraus, dass auf bestimmten, für den Ackerbau unzugänglichen oder ineffektiven Flächen und Böden am besten Weidetiere gehalten werden. Das heißt, auch ein geringer Anteil tierische Produkte gehört zu einer weltweit klimafreundlichen Ernährung.

Heißt das im Umkehrschluss, dass es nichts bringt, wenn sich mehr und mehr Menschen für einen veganen Lebensstil entscheiden? Natürlich nicht! Denn bis der Anteil an tierischen Produkten so weit sinkt wie in der Studie angegeben, muss ein sehr großer Teil der Menschheit diese Entscheidung treffen. Diese strikt vegan lebenden Menschen gleichen sozusagen aus, was die anderen, wie ich zum Beispiel, verbocken.

Es muss jeder für sich entscheiden, was er isst???

Ja, jeder bei uns hat die Freiheit, selbst über seine Ernährung zu entscheiden. Das ist prinzipiell auch gut so. Aber so zu tun, als hätte es mit mir nichts zu tun, was der andere macht, ist Quatsch. Denn tatsächlich bringen Menschen, die viel Fleisch und Tierprodukte konsumieren, nicht nur sich selbst (eigene Gesundheit) in Gefahr, sondern uns alle. Sie sorgen für unheimliche Mengen an CO2-Ausstoß, antibiotikaresistente Keime aus der Tierzucht, Hormone in unserem Trinkwasser, die Abholzung der Regenwälder und vieles mehr. Das zerstört nicht nur deren eigenen Lebensraum, sondern vor allem den von Menschen in anderen Klimaregionen, die für unseren Fleischkonsum überhaupt nichts können.

Ich finde also nicht, dass es mich oder vor allem richtig vegan lebende Menschen nichts angeht. Sie haben jedes Recht, uns „missionieren“ zu wollen, uns aufzuklären, ihren Lebensstil anzupreisen.

Anscheinend gibt es andere Lebensbereiche, wo es nicht unsere Entscheidung ist, ob wir andere in Gefahr bringen oder nicht. Beim Thema Impfen zum Beispiel wird regelmäßig als Argument angebracht, dass diejenigen, die ihre Kinder nicht impfen lassen, andere in Gefahr bringen. Denn der „Herdenschutz“ funktioniert nur, wenn ein Großteil der Menschen geimpft ist. Dieselben Menschen, die das Nicht-Impfen anprangern, gehen danach in den Lebensmitteldiscounter und decken sich mit Fleisch und Milchprodukten ein…der nicht nur ein paar Menschen gefährdet, sondern jeden von uns und zusätzlich noch verantwortlich ist für unsägliches Tierleiden.


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