Als ich klein war, gab es einen einzigen Laden mit Bio-Lebensmitteln in der Stadt. Der war klein, extrem teuer und ich kannte nur eine Freundin, deren Familie dort Bio-Lebensmittel einkaufte. Ihr Vater war Architekt mit einem eigenen Büro und entsprechendem Verdienst. Heute gibt es Bio-Lebensmittel in jedem kleinen Edeka-Markt und Bio-Supermärkte sprießen aus dem Boden. Bio-Lebensmittel sind bezahlbar geworden und scheinbar auch immer beliebter. Doch warum ist Bio eigentlich besser?
Was ist an bio besser?
Was ist der Unterschied zwischen bio und „normal“?
In der industriellen Herstellung von Lebensmitteln herrscht großer Konkurrenzdruck. Effektivität und Produktivität werden daher groß geschrieben. Um eine möglichst gute Ernte zu haben, werden in der Landwirtschaft Düngemittel und Insektenvernichtungsmittel eingesetzt. In der Tierhaltung werden Tiere prophylaktisch mit Antibiotika behandelt, um die Sterblichkeitsrate gering zu halten. Außerdem erhalten die Tiere viel Kraftfutter und Mastmittel.
Biologisch produzierte Lebensmittel dagegen unterliegen strengeren Auflagen, was Düngemittel, Pestizide und die Behandlung von Tieren betrifft. Daher sind Bio-Lebensmittel auch mit weniger Pestiziden und Hormonrückständen belastet als herkömmlich produzierte Produkte. Eine Studie zeigt, dass konventionell angebaute Lebensmittel 320 Mal so hohe Rückstände an Pestiziden aufweisen.
Warum ist bio gesünder?
Dadurch, dass sie im natürlichen Tempo wachsen und nicht durch Kunstdünger beschleunigt werden, enthalten bio Obst und Gemüse mehr Nährstoffe. Pflanzen und Tiere, die unter biologischen Bedingungen aufwachsen, haben weniger Wassereinlagerungen, d.h. das Fleisch schrumpft beim Braten bzw. Kochen weniger. Das Obst und Gemüse enthält mehr Vitamine und Antioxidantien, da diese prozentual nicht durch die Wassereinlagerungen „verdünnt“ wurden. Außerdem enthält Bio-Fleisch bzw. Fisch weniger Rückstände an Antibiotika und weniger multiresistente Keime. Dafür enthalten tierische Produkte meist mehr Omega-3-Fettsäuren. Das ist auch der Grund, warum bio häufig einfach besser schmeckt.
Bio ist nicht besser?
Medienberichte versuchen häufig, diese Vorteile von biologisch angebauten Lebensmitteln klein zu reden oder komplett zu negieren. Natürlich ist es richtig, dass gesunde Ernährung nicht bei einzelnen Produkten anfängt. Gesunde Ernährung heißt vor allem ausgewogene Ernährung und eine ausreichende Zufuhr wichtiger Vitalstoffe. Allerdings hat das keinen Einfluss auf den Fakt, dass Bio-Lebensmittel trotzdem gesünder sind. Ja, Brokkoli ist gesünder als eine Tafel Schokolade, egal, ob Bio-Schokolade oder Milka. Aber Brokkoli aus biologischer Erzeugung ist noch förderlicher für die Gesundheit.
Bio-Lebensmittel oder regional?
Auch regional angebautes Obst und Gemüse hat große Vorteile gegenüber Lebensmitteln aus Spanien, Holland und weiteren Export-Ländern. Zum einen haben diese Lebensmittel keinen weiten Transportweg hinter sich und sind dadurch umweltfreundlicher. Denn bei jedem Transportmittel wird klimaschädliches CO² ausgestoßen. Doch der kurze Weg hat auch gesundheitliche positive Auswirkungen für uns: Obst und Gemüse aus regionalem Anbau sind frisch und haben damit mehr Vitamine als importierte Lebensmittel.
Ob nun bio oder regional gehandelte Lebensmittel besser sind, lässt sich nicht pauschal sagen. Denn sowohl der Gehalt an Vitalstoffen, als auch die Belastung mit Pestiziden und Keimen variiert je nach Produktion, Standort und Lebensmittel. Am gesündesten ernährt sich sicherlich derjenige, der regionale Bio-Ware kauft, also beide Vorteile kombiniert.
Auswirkungen auf die Umwelt
Wer übrigens auf die Umwelt und den CO²-Ausstoß, den die Produktion unserer Lebensmittel erzeugt, achten möchte, der kann mit einer vegetarischen Ernährung am meisten bewirken. Fast die Hälfte des Treibhausgases wird dabei eingespart. Auch wer nur 2-3 Mal pro Woche Fleisch bzw. Fisch isst, spart noch ca. 30% ein. Vor diesem Hintergrund kann man auch sagen, bio ist „besser“ als regional. Durch die biologische Produktion von Lebensmitteln wird nämlich fast dreimal so viel CO² gespart, als mit regionalem Einkauf. (Quelle: https://www.bund.net/themen_und_projekte/landwirtschaft/service/besser_einkaufen/)
Bio oder Freilandhaltung?
Wenn ein Ei in Freilandhaltung produziert wurde, hat jedes Huhn mindestens vier Quadratmeter Auslauf. Auf dem Papier zumindest. Einem Bio-Huhn steht nicht nur dieser Platz zu, sondern zusätzlich Futter mit einem zertifizierten Bio-Siegel. Theoretisch sind Bio-Eier daher erst einmal die bessere Wahl – und natürlich auch teurer. Bio-Hühner sind im Durchschnitt auch gesünder als Boden- oder Freilandhühner.
Wer allerdings Bio- bzw. Freilandeier kaufen möchte, weil ihm die Bedingungen wichtig sind, unter denen die Tiere gehalten werden, der geht auch mit Bio-Eiern nicht immer auf Nummer sicher. Denn auch hier sind die Zustände Berichten zufolge nicht immer, wie in der Theorie gefordert. Wer also sicher sein möchte, dass er Eier von glücklichen Hühnern isst, der sollte beim Nachbarn oder auf dem Wochenmarkt kaufen. Meistens haben Hühner hier die artgerechtesten Zustände.
Warum ist Bio-Baumwolle besser?
Mittlerweile gibt es sogar bei H&M schon Kleidung aus Bio-Baumwolle. Das T-shirt kostet schlappe 7,99 € und verkauft sich vermutlich richtig gut. Auch bei Baby- und Kinderkleidung boomt der Handel mit Bio-Textilien. Der Grund dafür ist ganz einfach: wie auch bei den Lebensmitteln unterliegt Bio-Kleidung strengeren Richtlinien. Dadurch sind weniger Rückstände aus Pestiziden und Düngemitteln in der Kleidung vorhanden. Das ist grundsätzlich gesünder, weil die der Mensch über die Haut schnell Giftstoffe aufnimmt. Und die Kleidung tragen wir immerhin den ganzen Tag am Körper.
Wer auch die häufig wesentlich teureren Bio-Klamotten verzichten möchte, der sollte zumindest jedes neue Kleidungsstück mindestens einmal waschen, bevor er es anzieht. Für Babys und Kinder empfiehlt es sich, die Kleidung gebraucht zu kaufen – durch das mehrmalige vorherige Waschen enthalten die Kleidungsstücke nur noch wenig Rückstände.
Leseempfehlung: https://www.zentrum-der-gesundheit.de/bio-lebensmittel-ia.html