Ich bin ein glücklicher Mensch
Ja, mir sind schon einige schlimme Dinge passiert. Meine Gesundheit macht auch nicht immer so mit, wie ich mir das wünschen würde. Trotzdem würde ich insgesamt sagen, dass ich ein Glückskind bin. Ich komme aus einer mehr oder weniger intakten Familie, ich bin recht sorglos aufgewachsen und konnte viel in der freien Natur sein. Ich durfte eine Montessori-Schule besuchen und so meine unbeschwerte Kindheit noch einige Zeit fortsetzen, ohne unter dem Druck der Schule zu leiden. Lernen und schulischer Erfolg waren für mich schon immer ein Kinderspiel. Ich habe ein sehr gutes Abitur und einen noch besseren Studienabschluss. Ich hatte immer Freunde und selten bis nie soziale Probleme. Auch in der Liebe hatte ich großes Glück und bin heute mit dem tollsten Mann der Welt verheiratet und wir haben einen gesunden, wunderbaren und unglaublich süßen kleinen Sohn. Unser Alltag ist bestimmt von Liebe, Zusammenhalt und Respekt füreinander. So würde ich mein bisheriges glückliches Leben in Kürze beschreiben. Hört sich toll an, oder?
Natürlich könnte ich auch eine ganz andere Version verfassen, die ebenso wahr wäre: Als ein Kind von Vieren hatte ich eigentlich nie genug Aufmerksamkeit und musste oft zurückstecken. Ich musste von Anfang an lernen, mich nur auf mich selbst zu verlassen und mich durchzukämpfen. Zu Hause war mit vier Kindern und einem Verdiener nie sonderlich viel Geld da. Oft war ich wütend auf meine Mutter, weil ich das Gefühl hatte, dass sie auf mir als einzigem Mädchen besonders viel herumhackt, dass meine Brüder alles besser machen. In meiner Familie herrschte ein recht rauher Umgangston, ich hätte mir mehr Wärme und Verständnis gewünscht. Mit 15 fand ich einen festen Freund, mit dem ich 7 Jahre lang zusammen war. Die Beziehung ging in die Brüche, was mich in meinen Grundfesten erschütterte. Ich wurde krank, konnte plötzlich so viele Nahrungsmittel nicht mehr richtig verdauen. Ein langer Leidensweg und eine lange Zeit vergebliche Suche nach den Ursachen begann. Viele konnten nicht verstehen, warum ich mich so veränderte, so ruhig und müde wurde. Freunde wendeten sich von mir ab, ich fühlte mich allein und schwach.
Beide Geschichten erzählen Ausschnitte aus meinem Leben. Der Unterschied? Die Sichtweise. Die Einstellung. Ich kann mein Leben damit verbringen, die negativen Dinge zu sehen und mich an sie zu erinnern – oder ich kann sehen, wie viel Glück ich eigentlich habe und in diesem Gefühl weiterleben, dass mir eigentlich alles gelingen wird und sich für mich immer alles zum Guten wendet. Dass ich glücklich sein kann. Wie ich das mache? Im Folgenden ein paar Denkanstöße.
Meine Tipps zum Glücklich Sein
Selektive Wahrnehmung
Wie gesagt, ich habe mir an irgendeinem Punkt im Leben angewöhnt, mich für sehr glücklich zu halten. Wenn ich an die Vergangenheit denke, fallen mir Situationen und Gegebenheiten ein, die gut für mich waren. Wenn ich an die Zukunft denke, dann glaube ich daran, dass sie ebenso gut verlaufen wird. Ich nehme das Positive wahr und bewerte Rückschläge nicht über, sondern sehe sie als notwendige Lebenserfahrung. So ergibt sich eine Aufwärtsspirale der Glückswahrnehmung, in die ich leicht auch mein Umfeld einbinden kann.
Interne Attribuierung des Glücks
Dafür ist es wichtig, dass ich dieses glücklich sein auch mir zuschreibe. Ich habe mein Leben selbst in der Hand, ich kann Negatives ändern und von mir schädlichen Menschen Abstand nehmen. Ich bin nicht in unglücklichen Situationen gefangen. Dass ich mich in einem unbefriedigenden Zustand befinde, hat alleine mit mir zu tun, nicht mit externen Abhängigkeiten und anderen Menschen.
Verbale Konstruktion von Glück
Auch die Wahl meiner Worte stärkt die selektive, positive Wahrnehmung. Denn unsere Gedankenwelt wird durch unsere Worte erst geschaffen. Nur so gelingt es auch, andere in die Aufwärtsspirale des Glücks zu ziehen: Man kann sie durch Worte auf die positiven Seiten des gemeinsamen Lebens aufmerksam machen. Indem man z.B. mit seinem Partner darüber spricht, was einen alles glücklich macht, was einem gut tut, wird der Fokus auf eben diese Gegebenheiten gerichtet. Wir sind glücklich.
Selbstakzeptanz
Sich selbst überhaupt für wichtig genug, für perfekt genug, für liebenswert genug zu halten, um Glück zu „verdienen“ fällt manchmal gar nicht so einfach. Ich versuche in jedem Moment, nicht so streng mit mir zu sein. Ich gebe mir täglich große Mühe, fair und freundlich zu meinen Lieben zu sein. Ich füge keinem Menschen Schaden zu und gönne jedem das Beste. Habe ich es da nicht auch verdient, glücklich zu sein?
Sich selbst spüren
Das Leben ist natürlicherweise ein Wechsel aus Entspannung und Anspannung, es ist von Veränderung geprägt, nicht von Stillstand. Wir sind auf der Welt, um uns zu entwickeln, um Erfahrungen zu machen. Dazu gehören Fehlschläge, dazu gehört Anspannung und dazu gehört Entspannung. Nur so gelingt es uns, die Lebensenergie in uns zu spüren.
Ablenkung minimieren
Wenn wir unglücklich sind, versuchen wir oft, diesen Zustand zu verdrängen. Diese Verdrängung hindert uns daran, etwas daran zu ändern. Ich nehme daher Abstand von Materialismus und Medienkonsum: beides füllt meist nur eine innere Leere, hält vom Wesentlichen ab. Wohlstand und materielle Güter steigern das Glücksgefühl nur vorübergehend, dann sinkt das Level auf vorherigen Stand und wir brauchen eine neue „Dosis“. So entstehen Spielsucht, Shopping-Wahn und Abhängigkeit vom TV.
Lachen macht glücklich
Lachen macht tatsächlich glücklich, das ist wissenschaftlich bewiesen. So beeinflusst unser Gefühlsleben nicht nur unsere Mimik, sondern auch anders herum. D.h. wenn wir lachen, finden chemische Prozesse in unserem Körper statt, die Glückshormone freisetzen. Ebenso übrigens, wenn andere Menschen uns anlächeln. Mit einem freundlichen Gesicht durch’s Leben zu gehen lohnt sich also doppelt. Oder gar dreifach. Im Laufe des Lebens manifestieren sich nämlich die Gesichtsmuskeln – wer häufig lacht, wirkt dauerhaft freundlicher.
Das Glück liegt hier
Laut buddhistischer Lehre ist der Weg zum glücklich sein die Angewohnheit, im Hier und Jetzt zu leben. Man braucht das Glück nicht zu suchen oder darauf zu warten, es liegt in jedem Moment. Der Trick ist, immer das, was man gerade tut, auch gerne zu tun.
Einen weiteren interessanten Artikel mit konkreten Anleitungen findet ihr hier und hier.
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Da kommt mir immer der Spruch in den Sinn: Froh zu sein bedarf es wenig und wer froh ist, ist ein König!
Genau so ist es. Wenn man die kleinen Dinge des Lebens schätzt und sich eine positive Einstellung aneignet, wird man es plötzlich viel leichter haben und auch das Gefühl des „Glücklich Sein“ wieder finden.
Toller Beitrag, der zum Nachdenken anregt. Vielen Dank!
Liebe Grüsse
Veronica von http://www.roadtripgirl.ch
Ja, es kommt im Leben auf die Sichtweise an! An seinem Glück muss man arbeiten. Gerade eine selektive positive Wahrnehmung hilft. Ich glaube aber, dass man sich immer wieder daran erinnern muss, wenn gerade ein gefühlter Tiefpunkt da ist.
Liebe Grüße
Renae
Ein wunderbarer Beitrag, in dem ich mich wiederfinden kann.
Durch eine schwere Depression, die nun fast drei Jahre hinter mir liegt, und tausend anderer Schicksalsschläge ist das Erleben von Glück nur sehr selten von mir fokussiert worden.
Aber als Mensch lernt man immer dazu und irgendwann hat es dann auch bei mir Klick gemacht: Nun lebe ich achtsamer und nehme mich und meine Bedürfnisse war. Anderen immer alles recht machen zu wollen und nur für andere da zu sein ist zwar immer noch ein Teil von mir, rückt aber mehr und mehr in den Hintergrund.
Alles Glück und ganz viel Liebe,
Yvonne
Hey Hanna,
vielen Dank für dieses Aha-Erlebnis. Ich habe bereits viele Artikel zu diesem Thema gelesen und natürlich auch etwas über die von dir beschriebenen Punkte. Direkt am Anfang hast du mich jedoch direkt abgeholt. Ich habe die Sache mit der Sichtweise und der Haltung zwar öfter gelesen, aber du hast es ganz toll veranschaulicht. Vielen Dank dafür. Ich fokussiere mich dann mal nur auf die schönen Seiten und die anderen lege ich mit dem Vermerk: Lebenserfahrung ad Acta 😉
LG Sarah