Spezialklinik Neukirchen: Erfahrungen als HIT-Patient

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Die Spezialklinik Neukirchen im Bayerischen Wald ist einzigartig in Deutschland: mit einer Einweisung von einem niedergelassenen Arzt werden dort auch bei Kassenpatienten sogenannte Umwelterkrankungen, Allergien und Hautkrankheiten therapiert. Mein Aufenthalt in der Klinik in Neukirchen beim Heiligen Blut ist jetzt schon einige Jahre her – und ich bin nach wie vor sehr dankbar und froh über meinen Aufenthalt und das Ergebnis.

Spezialklinik Neukirchen als letzte Rettung

Vor etwa 5 Jahren war ich am Tiefpunkt angelangt: Obwohl die Diagnose Histaminunverträglichkeit bereits feststand, kam ich einfach nicht wieder auf die Beine. Mir war den ganzen Tag so übel, dass ich nur eine Mahlzeit zu mir nehmen konnte, meistens spät nachts, wenn der Hunger stärker wurde, als die Übelkeit. Ich hatte stark abgenommen, war mittlerweile untergewichtig. Meine Haare wurden immer dünner und brüchiger, meine Haut fahl und meine Augen müde. Ich hatte für nichts mehr Kraft. Ich sollte für mein Staatsexamen büffeln, konnte mich aber maximal 3 Stunden am Stück konzentrieren. Danach musste ich nach Hause und etwa genauso lange schlafen. Die meisten meiner Freunde, wenn wir denn noch Kontakt hatten, hatten mich lange nicht gesehen und meine Beziehung bestand vor allem daraus, dass ich k.o. im Bett lag und er sich um mich sorgte. Ich hatte das Gefühl, immer weniger und schwächer zu werden und dass immer mehr von meinem „richtigen“ Ich verschwand. Und an irgendeinem Punkt hatte ich aufgehört, dagegen anzukämpfen. Ich hatte einfach keine Kraft mehr.

Die Ärzte hatten alle Tests gemacht, niemand konnte mir weiterhelfen. Bis ich einen Arzt fand, der mir den rettenden Hinweis gab: Ich solle mich in die Spezialklinik für Umwelterkrankungen in Neukirchen beim Heiligen Blut einweisen lassen. Das sei die einzige Klinik in Deutschland, in der notwendige Untersuchungen und Therapien nicht nur zentral und schnell durchgeführt werden, sondern auch von der Krankenkasse übernommen. Einzig die 10 EUR / Tag für den Krankenhausaufenthalt musste ich zahlen. Zum Glück bin ich seinem Rat gefolgt.

Was passiert beim Aufenthalt?

Schon vor meinem Aufenthalt dort wurden verschiedene Proben von mir angefordert und Tests gemacht, unter anderem von meiner Darmflora, um eine möglichst zügige und zielstrebige Behandlung vor Ort zu gewährleisten. Die Fahrt in die Spezialklinik Neukirchen ist abenteuerlich, weil sie wirklich im tiefsten Bayerischen Wald an der Tschechischen Grenze liegt. Dafür ist die Luft dort wirklich gut und um den Ort herum gibt es nichts als die freie Natur, Berge, Landwirtschaft. In der Klinik gibt es 2-Bett-Zimmer, wovon ich eines die meiste Zeit für mich alleine hatte. Ich bekam eine Ärztin zugewiesen, mit der ich insgesamt nicht wirklich zufrieden war. Sie war aus Tschechien und obwohl sie persönlich nett zu sein schien, hatte sie von meiner Histaminunverträglichkeit wenig Ahnung.

Zum Glück laufen allerdings viele Prozesse dort automatisch ab. So bekommt jeder Patient einen auf ihn zugeschnittenen Ernährungsplan, der in Absprache mit der Ernährungsberaterin in kurzen Abständen angepasst wird. Diesen Plan gibt man bei jedem Essen ab und bekommt darauf zugeschnittene Mahlzeiten. Das Essen an sich ist Schonkost. Es enthält keine Gewürze, keine Allergene, alles ist schonend und bekömmlich zubereitet. Anfangs war das für mich der Himmel auf Erden. Essen, von dem ich keine Probleme bekomme und ich mir keinen Kopf machen muss. Aber nach 1-2 Wochen konnte ich das geschmacklose Etwas auf meinem Tablett nicht mehr sehen und fing an, mich nach richtigem Essen zu sehnen. Wer allerdings gegen den Ernährungsplan verstößt und z.B. beim ortsansässigen Edeka-Markt etwas Süßes oder auch nur ein Brötchen nascht, dem droht nicht nur der Rauswurf aus der Einrichtung, sondern auch eine Kostenrückforderung der Krankenkasse.

Am ersten Kliniktag wurden weitere diagnostische Maßnahmen, d.h. Blutabnahme, verschiedene Abstriche usw. vorgenommen. Unter anderem stellte sich heraus, dass meine Zellen unter oxidativem Stress leiden, d.h. dass in meinem Körper zu viele freie Radikale vorhanden sind und dass in meinem Darm Parasiten leben. Das erklärte natürlich, wer mir in den letzten Monaten, vielleicht sogar Jahren, die Energie geraubt hatte. Wer mir die Nährstoffe entzogen und dafür Giftstoffe bzw. Ausscheidungen in meinem Körper zurückgelassen hatte. Diese Parasitenart kommt übrigens häufig vor und stirbt bei den meisten Menschen von selbst wieder ab. Nur bei mir eben nicht. Nach einer 1-wöchigen Therapie allerdings dann doch. Gleichzeitig erhielt ich verschiedene Nahrungsergänzungsmittel sowie Vitamin-B12-Injektionen.

Alternative Heil- und Entspannungsmethoden wie progressive Muskelentspannung, Yoga, Hydromassage, Gesprächs- oder Magnetfeldtherapie runden den Aufenthalt in der Spezialklinik Neukirchen ab. Neben ausgiebigen Spaziergängen mit einer Leidensgenossin hat mir vor allem die Gesprächstherapie weitergeholfen, darüber nachzudenken, wie ich in Zukunft mit meiner Einschränkung leben und umgehen möchte.

Das Krankenhaus Neukirchen

Die Spezialklinik befindet sich im ehemaligen Krankenhaus des Ortes Neukirchen beim Heiligen Blut, d.h. das Gebäude ist sehr alt. Genau so fühlt es sich auch an – Luxus ist hier Fehlanzeige. Ich habe es während meines Aufenthaltes dort erstmalig für möglich gehalten, dass in sehr alten Gebäuden, gerade Krankenhäusern, auch irgendetwas zurückbleibt von den Menschen, die dort in der Vergangenheit gestorben sind. Ich habe mich selten irgendwo so gegruselt wie nachts auf diesem Gang, wenn ich zur Toilette musste. Eines Nachts hatte ich sogar einen Traum, der so real war, dass ich heute noch Gänsehaut bekomme: ich wachte auf und neben meinem Bett saß ein Mann und sah mich an. Im nächsten Moment wachte ich tatsächlich auf und der Mann war weg. Allerdings sah alles andere, auch der Lichteinfall des Mondes, exakt genauso aus wie einen Moment zuvor in meinem Traum.

Allerdings, das sollte einem bewusst sein, trägt auch diese karge Ausstattung dazu bei, dass die Behandlung für die Krankenkassen erschwinglich ist und ein Aufenthalt in der Spezialklinik Neukirchen diese günstiger kommt, als die jahrelang sich kummulierenden Kosten von Erkrankungen.

Hilft die Spezialklinik langfristig?

Nach drei Wochen wurde ich entlassen. In der Regel kommen Patienten einige Monate oder Jahre noch ein zweites Mal für einen kürzeren Aufenthalt. Aus beruflichen Gründen war mir dies leider nicht möglich. Allerdings hat auch der eine Aufenthalt mein Leben enorm verbessert. Zwar hat es noch einige Jahre gedauert, bis ich mich wieder wirklich gut fühlte, aber von diesem Punkt an ging es nur noch bergauf. Mein Körper hatte endlich die Möglichkeit, sich langsam zu erholen und selbst zu heilen. Auch jetzt, fünf Jahre später, profitiere ich noch von der Therapie und den gewonnenen Erkenntnissen.

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Was sind Umwelterkrankungen?

Die Klinik für Umwelterkrankungen in Neukirchen beim Heiligen Blut behandelt vor allem Neurodermitis-Patienten, aber auch Krankheitsbilder wie meines sind dort nicht ungewöhnlich. Zu den Umwelterkrankungen zählen ansonsten z.B. multiple Chemikaliensensibilität), chronisches Müdigkeitssyndrom, Fibromyalgie verursacht durch Schadstoffe wie Pestizide, Holzschutzmittel, Schwermetalle oder durch chronische Infekte. Kurz könnte man sagen, alles Krankheiten, mit denen sich Ärzte ansonsten noch nicht so gut auskennen, die aber für die Betroffenen eine extreme Lebenseinschränkung bedeuten. Deshalb bin ich froh, dass es Einrichtungen wie die in Neukirchen gibt, auch wenn man in Sachen Komfort vielleicht Abstriche machen muss.

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3 Gedanken zu „Spezialklinik Neukirchen: Erfahrungen als HIT-Patient“

  1. Liebe Johanna,
    erst mal ein frohes neues Jahr für Dich und Deine Familie!
    Mit großem Interesse habe ich Deine Artikel über die Spezialklinik in Neukirchen bzw. Rötz sowie über den Einfluss von Östrogendominanz auf die HIT gelesen. Meine HIT Diagnose ist ist jetzt ca. 12 Monate her… Eigentlich habe ich mich selbst diagnostiziert – wie das mit dieser Problematik wohl häufig zu sein scheint. Habe einen HPU Test gemacht und der war dann eben positiv.
    Meinem Darm geht es leider trotz massiver Nahrungseinschränkungen, der Einnahme von Vitalstoffen, einer Darmsanierung sowie einer Bioresonanztherapie noch nicht. Ich habe den Eindruck, dass es sich bei mir ganz massiv zum um eine durch Östrogendominanz getriggerte HIT handelt. Unter der Einnahme von Progestan (vor meiner HIT Diagnose) waren die Beschwerden nämlich wesentlich geringer ohne dass ich damals gezielt auf histaminhaltige oder oder histaminfreisetzende Lebensmittel verzichtet hätte. Abgesetzt habe ich Progestan nur deshalb, weil Dr. Kamsteeg (KEAC) die HPU, die meine HIT ja auslöst, zu den porphyrieähnlichen Erkrankungen zählt. Porphyrie wiederum ist ein Ausschlusskriterium für die Behandlung mit Progestan.
    Momentan tendiere ich dazu, Progestan wieder zu nehmen, mich gezielt auf mein Porphyrierisiko testen zu lassen und eventuell auf bioidentische Hormone umzusteigen. Außerdem werde ich versuchen einen Therapieplatz in Neukirchen zu bekommen… Darf mich auch Facharzt (Gynäkologe; HNO) dorhin überweisen?
    Herzliche Grüße Helene

    Antworten
    • Liebe Helene,
      naturidentische Hormone kann ich nur empfehlen. Ich lese da gerade ein Buch.
      Mich hat damals ein Gastroenterologe überwiesen. Wenn Du fragen hast, ruf einfach da an, die sind super nett.

      Liebe Grüße und alles Gute,
      Johanna

      Antworten
      • … hallo Johanna,

        hat etwas gedauert… Wo kann ich anrufen bzgl. der bioidentischen Hormone?
        Mir wurde hier ein Arzt empfohlen, der damit arbeitet – allerdings nimmt er keine neuen Patienten an…
        Ich bin aus NRW.

        Habe mich in letzten Tagen damit beschäftigt die Unterlagen für Neukirchen auszufüllen und hoffe, dass ich dort einen Platz bekomme. Besonders würde es mich natürlich freuen, wenn ich meine HIT Probleme nach dem Krankenhausaufenthalt besser managen könnte.

        Herzlichen Dank für Deine wunderbare Seite

        Liebe Grüße

        Antworten

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