Chronische Krankheiten: Warum ist die Medizin so hilflos?

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In der Schule war ich ein großer Fan des Unterrichtsfachs Biologie. Vor allem die neuesten Erkenntnisse in der Genforschung und in der Medizin fand ich irre spannend. Damals dachte ich, man könne mittlerweile fast alle Krankheiten wissenschaftlich erklären und die meisten auch heilen. Mehr als zehn Jahre später weiß ich, dass dieser Gedanke wirklich töricht und kurzsichtig war. Denn ich durfte am eigenen Leib erfahren, dass die Medizin bei chronischen Krankheiten und anderen unerklärlichen Zuständen geradezu hilflos ist.

Chronische Krankheiten und unser „Gesundheits“-System

Zustände, für die sich keine direkt auslösende Ursache wie Bakterien oder ein Knochenbruch finden lassen, scheinen in unserem sogenannten Gesundheitssystem ein Problem zu sein. Denn eigentlich ist das Gesundheitssystem ein Krankheitssystem. Wer eine klar benennbare Krankheit hat, der hat Anspruch auf das entsprechende Medikament, eine Operation oder einen Krankenhausaufenthalt. Wer jedoch einfach nicht gesund ist, so wie ich, der fällt durchs Raster. Das System erkennt Erkrankungen als bekämpfenswert, nicht aber Gesundheit als erstrebenswert an.

Chronische Krankheiten sind kein Knochenbruch

Dabei ist es genau das, was chronisch Kranken am meisten fehlt: Gesundheit. Es lässt sich nicht immer eine konkrete Therapie für ein einziges Symptom benennen. Wohl aber gibt es Möglichkeiten, dem Körper wieder ins Gleichgewicht zu helfen und die Krankheit  auf diese zu heilen oder zu lindern. Denn genau das passiert bei der Entstehung einer chronischen Krankheit: Das Gleichgewicht im Körper wurde über lange Zeit gestört. Der Körper hat komplexe Regulierungsmechanismen, sodass er eine Fehlfunktion lange kompensieren kann. Irgendwann aber, wenn das Fass sozusagen voll ist, läuft die Fehlfunktion aus dem Ruder und es äußern sich erste Symptome.

Nehmen wir eine simple Unterversorgung mit Kalzium durch eine Fehlfunktion des Darms. Der Körper kann kaum mehr Kalzium aus der Nahrung aufnehmen. Das wird jedoch nicht unmittelbar bemerkt, denn zunächst wird das noch verfügbare Kalzium aus den Mastzellen entnommen. Danach werden Knochen und Zähne, unsere größten Kalziumspeicher, angegriffen. Erst, als der Körper auch hier Probleme mit der Deminieralisierung hat, äußern sich Symptome eine aktuen Kalziummangels. Wenn die Darmschleimhaut in der Zwischenzeit wieder gesund wurde und wieder Kalzium aufgenommen wird, bemerken wir nie etwas von den Symptomen. In dem Moment, in dem sie auftreten, versuchen wir vielleicht, eine akute Ursache auszumachen. Dabei liegt diese womöglich viele Jahre zurück.

Was chronisch Kranken wirklich hilft: Hilfe zur Selbsthilfe

Die punktgenaue Definition und Bekämpfung der Ursache sind hier nicht zielführend – oft ist das aber alles, was im Rahmen unseres Gesundheitssystems möglich ist. Wie oft stand ich vor einem Arzt und auf die Frage, weswegen ich gekommen sei, sagte ich „Es geht mir nicht gut.“ In den seltensten Fällen reichte diese Aussage aus, um mein Gegenüber zu alarmieren. Sie brauchten konkrete Symptome, um einzelne Krankheiten abzuklären. War ich an einen Arzt geraten, der sich für neurologische Erkrankungen interessierte, landete ich kurz später in der Computertomographie. Ohne Gehirntumor oder Blutungen wurde ich wieder weggeschickt.

Was mein Körper viel mehr brauchte als jedes Medikament oder jede Diagnose, war Unterstützung, ins Gleichgewicht zurückzufinden. Die Selbstregulation zurückzugewinnen. Das Fass so weit zu entleeren, dass ein einzelner Tropfen es nicht mehr zum Überlaufen brauchte. In der Umweltklinik Neukirchen habe ich zumindest so etwas ähnliches wie eine „Gesundheitskur“ gefunden. Dort wurde ich zum ersten Mal nicht nach einer einzelnen Diagnose behandelt, sondern es wurden zahlreiche verschiedene Werte und Labortests in Auftrag gegeben. Ich war in einem Umfeld, in dem ich Ruhe, gute und allergen- bzw. histaminarme Ernährung hatte, sowie allgemein aufbauende Therapien. Dazu gehörten bestimmte Nahrungsergänzungsmittel genauso wie Salben für die Haut, Yoga, Massagen, oder Bioresonanztherapie.

Natürlich müsste diese Therapie noch umfassender und nachhaltiger sein. Was unser Gesundheitssystem braucht, ist ein Medizinverständnis, das weiter reicht, das Gesundheit als Zustand sieht, der von Wohlbefinden geprägt ist und Krankheiten vorbeugt, als körperliches und seelisches Gleichgewicht, das nicht von einem einzigen physiologischen Faktor abhängt. Das würde chronisch Kranken wirklich weiterhelfen und den Krankenkassen viel Geld und Zeit sparen.

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2 Gedanken zu „Chronische Krankheiten: Warum ist die Medizin so hilflos?“

  1. Kann mir voll unterschreiben. Ich habe 10 Jahre, davon 3 mit täglicher Schmerzstärke 10 versucht herauszufinden was mir fehlt. Überall nicht ernst genommen worden. Letztendlich habe ich mir selbst Endometriose diagnostiziert u bin dann operiert worden, bingo. War zu spät, chronische Schmerzen haben sich zu arg eingefressen. Zerstört hat mein Leben nicht die Schmerzen, sondern zerstört hat meine psyche, dass ich behandelt wurde wie ein Hypochonder und nicht für voll genommen. Davon habe ich mich 1,5 Jahre nach der Op nicht erholt, denn es ging grad so weiter. Keine für mich lebenswichtige Physio Rezept, weil ich bin ja operiert, muss ja jetzt gut sein. Im Job Unverständnis usw…

    Ach ja, ich bin auch erst 30,manchmal weiß ich gar nicht wie ich das Leben so weiter meistern soll, immer nur kämpfen und auf alles verzichten..

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    • Hallo Juli,

      ich verstehe Dich gut. Wenn man sich mit 30 fühlt wie eine 90-jährige, fragt man sich schnell mal, wie lange das noch so gehen soll. Ich kenne diese Gedanken. Trotzdem weigere ich mich, aufzugeben. Ich suche so lange weiter, bis ich wieder vollkommen fit bin.

      Ich wünsche Dir, dass dieser Punkt auch bei Dir irgendwann kommt und Du die Schmerzen los wirst. Vergiss nie, wie es sich anfühlte, ohne sie zu leben!

      Alles Gute,
      Johanna

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