Außer Gefecht gesetzt: Hat Krankheit Sinn?

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Letzte Woche habe ich mich am Fuß verletzt. Ich trug meinen kleinen Sohn in der Babytrage vor dem Bauch in den Schlaf, als mir an einem Vorsprung im Boden mein Fuß wegknickte. Knöcherner Ausriss und ein gerissenes Außenband. Die Folge sind sechs Wochen mit geschientem Bein und Krücken. Während ich anfangs nur die immensen Probleme sah, vor die diese Situation meine Familie stellte, frage ich mich nach ein paar Tagen, ob eine solche Krankheit Sinn hat – ob ich also mit guten Grund außer Gefecht gesetzt bin.

Macht Krankheit Sinn?

Über diese Frage streiten sich die „Experten“. Weil sie in engem Zusammenhang damit steht, ob das Leben allgemein Sinn macht, gibt es darauf keine endgültige und allgemeingültige Antwort. Jeder muss sie für sich selbst finden. Zunächst einmal lässt sich, rational betrachtet, ja häufig eine ganz klare medizinisch-biologische Ursache für eine Erkrankung finden – ein Virus, eine Über- oder Unterfunktion, ein gebrochener Knochen. Bedeutet das, dass es Zufall ist, dass ich krank bin? Dass nicht mehr dahinter stecken kann? Warum ist es dann so, dass manche Menschen von einem Virus wochenlang flach liegen und andere ihn quasi ohne Symptome abschütteln?

Als ich in der Umweltklinik im Bayerischen Wald einen Yogakurs besuchte, sprach ich nach der Stunde mit der Yogalehrerin. Sie wies mich darauf hin, dass ich meinen eigenen Weg aus der Krankheit finden müsse. Niemand könne mir diesen vorgeben. Denn immerhin sei es meine Krankheit, das passiere mir und niemandem sonst. Damals war es noch sehr schwierig für mich, zu verstehen, was sie mir damit sagen wollte. Denn natürlich war es mein Darm, der nicht mehr genügend Enzyme produzierte! Aber was sollte denn schon der Ausweg sein? Ich musste eben Diät halten und vielleicht würden Ärzte irgendwann ein geeignetes Mittel dagegen entwickeln. Ich empfand es als ungerecht, dass ich unter diesem Zustand leiden musste und niemand von den angeblichen Fachärzten mir wirklich helfen konnte.

Heute bin ich weitestgehend symptomfrei. Ohne nenneswerte ärztliche Hilfe.

Spätestens seit meinem Erlebnis mit Soul Healing hat sich bei mir die Idee verfestigt, dass viele, wenn nicht alle, körperlichen Zustände von uns selbst verursacht sind. Nicht mit Absicht und nicht bewusst, aber vor allem chronische Erkrankungen gehen zurück auf etwas, was uns passiert ist, was wir tun oder nicht tun. Psychosomatik ist ein schönes Beispiel dafür, wie ohne körperliche Ursachen körperliche Krankheiten entstehen können. Einfach nur durch seelisches Ungleichgewicht, durch Ängste, verdrängte Erlebnisse oder Gefühle.

Wenn wir also davon ausgehen, dass Krankheiten und körperliche Zustände ihre Ursache häufig in unserem Seelenleben, in unseren Gewohnheiten oder unserer Vergangenheit haben, können wir auch davon ausgehen, dass Krankheit Sinn macht. Denn dann teilt uns die Krankheit etwas ganz wichtiges mit: Die Art, wie wir bisher gelebt haben, wie wir mit einer traumatischen Erfahrung oder einer Angst umgehen, ist nicht richtig. Sie führt zu einer Disharmonie und macht uns krank. Wir kommen in unserer Entwicklung nicht weiter und müssen etwas ändern. Aufarbeiten. Uns Hilfe suchen.

Das ist für mich der Sinn von Krankheit.

Gibt es einen Sinn eines gebrochenen Fußes?

Nun sitze ich zu Hause mit Krücken. Das ist eine andere Art von Krankheit. Eine zufällige könnte man sagen, die nun beim besten Willen nicht durch ein seelisches Ungleichgewicht verursacht werden kann. Oder?

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Vielleicht sollte man dazu wissen, dass meine Sprunggelenke seit etwa meinem 18. Lebensjahr eine meiner körperlichen Schwachstellen sind. Unzählige Male bin ich schon mit dem Fuß nach außen geknickt und habe meine Bänder überdehnt. Danach habe ich mich jedes Mal ein wenig geschont und es wurde wieder besser. Nun ist diese körperliche Schwachstelle plötzlich zum echten Problem geworden. Ich kann meinen Sohn nicht mehr tragen, ihm den Teller nicht an den Tisch bringen oder mit ihm nach draußen zum Spielen gehen. Ich kann morgens nicht mit ihm aufstehen, ihn zur Kita bringen, mittags in den Schlaf tragen und nachmittags beschäftigen.

Denn all das und vieles mehr war bisher meine Aufgabe. Und mein Sohn hat das von mir erwartet. Obwohl sein Papa viele der Aufgaben übernommen hätte, hat er darauf bestanden, dass Mama das macht. Weil es schneller und einfacher war, habe ich meist eingelenkt und mich um ihn gekümmert. Doch die Wahrheit ist, dass das alles ganz schön an meinen Nerven gezehrt hat. Das ständige Gequengel um meine Person, von früh bis spät alles organisieren, die ganze Last tragen. Es ist nicht so, dass ich das nicht geschafft hätte, aber ich hätte mir schon häufig gewünscht, mehr an meinen Mann abgeben zu können, das wurde mir spätestens klar, als ich mit hochgelagertem Bein auf der Couch lag. Auch für meinen Mann war die Situation schwierig. Er fühlte sich teilweise abgelehnt oder hilflos. Ein harmonisches Familienleben sieht anders aus.

Krankheit als Chance

Ob ich mir nun deshalb das Bein gebrochen habe, kann ich nicht sagen. Jedoch hat für uns als Familie diese Krankheit auf jeden Fall Sinn. Für uns ist es die Möglichkeit, endlich die Aufgaben neu zu verteilen. Mein Mann, der schon immer gerne mehr in die Pflege und Erziehung unseres Sohnes involviert wäre aber bisher nicht wirklich gelassen wurde, hat endlich die Chance, als gleichwertiges Elternteil wahrgenommen zu werden. Denn nach 1-2 Tagen Stress und schlechter Stimmung hatte unser Sohn akzeptiert, dass auch mein Mann ihm weiterhelfen kann, wenn er etwas braucht. Und ich habe gelernt, dass ich nicht für alles ständig Anleitung und Anweisungen geben muss, sondern mich auch einfach mal zurücklehnen kann und die beiden ihren Weg finden lassen.

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