Bei einer Östrogendominanz ist das Gleichgewicht der weiblichen Geschlechtshormone gestört – im Verhältnis zum Progesteron ist der Östrogenspiegel zu hoch. Und dieses Übermaß an Östrogen führt häufig zu einem Progesteronmangel. Kein Wunder also, dass eine eine Östrogendominanz bzw. ein Progesteronmangel in der Schwangerschaft und bei Kinderwunsch gravierende Folgen haben können.
Progesteronmangel bei Kinderwunsch
Zahlreiche Schwangerschaften enden ungewollt innerhalb der ersten 12 Wochen. Häufig wird – von Ärzten wie von Laien – als Begründung angegeben, wahrscheinlich habe „mit dem Kind irgendwas nicht gestimmt“. Sicherlich sind auch viele frühe Aborte auf einen Defekt im kindlichen Erbgut zurückzuführen. Allerdings gibt es auch die Möglichkeit, dass bei der Mutter „etwas nicht gestimmt“ hat. Für die Erklärung muss ich kurz ausholen:
Das weibliche Sexualhormon Östrogen erfüllt im Körper vielfältige und wichtige Aufgaben. So ist es unter anderem beteiligt an der Regulierung des weiblichen Zyklus und stimuliert den Eisprung, der für eine Schwangerschaft so wichtig ist. Das heißt, in der ersten Zyklushälfte bis zur Befruchtung der Eizelle ist Östrogen das dominierende Hormon. Für die weitere Aufrechterhaltung der Schwangerschaft ist dann das Gelbkörperhormon Progesteron zuständig. Deshalb ist es wichtig, dass in der zweiten Zyklushälfte – soll dieser den Beginn einer Schwangerschaft darstellen – der Östrogenspiegel sinkt und in den Eierstöcken bzw. vom Gelbkörper vermehrt Progesteron ausgeschüttet wird. Progesteron sorgt dafür, dass die Gebärmutterschleimhaut aufgebaut wird und bereit für die Einnistung einer befruchteten Eizelle ist. Außerdem verhindert sie, dass die Menstrationsblutung einsetzt, mit der Gebärmutterschleimhaut samt Eizelle abgestoßen würde.
Ist der Progesteronspiegel zu niedrig, setzt trotz befruchteter Eizelle in der 6. oder 7. Schwangerschaftswoche eine Blutung ein und die Schwangerschaft endet frühzeitig. Für Frauen mit Kinderwunsch, die diese Enttäuschung vielleicht nicht das erste Mal erleben, ein furchtbares Ereignis. Die Herausforderung ist dabei meist nicht die Behandlung eines Progesteronmangels (auch Gelbkörperschwäche genannt), sondern die Diagnose. Denn viele Ärzte oder Patienten denken nicht sofort an diese mögliche Ursache. Einmal festgestellt, kann ein Progesteronmangel bzw. eine Östrogendominanz langfristig behandelt werden. Bei einem weniger gravierenden Mangel reicht oft auch eine Progesteronsubstitution in der zweiten Zyklushälfte bzw. den ersten Schwangerschaftswochen. Hat sich die Eizelle erst einmal eingenistet und ist der Körper auf Schwangerschaft gepolt, funktioniert häufig auch die Eigenproduktion wieder. Es handelt sich dann also um eine Art Starthilfe.
Östrogendominanz und Progesteronmangel in der Schwangerschaft
Mit wachsender Plazenta übernimmt diese dann zunehmend die Aufgabe der Progesteronherstellung. Im Laufe der Schwangerschaft steigt der Progesteronspiegel im weiblichen Körper um das 600-fache, ein später Progesteronmangel in der Schwangerschaft kommt darum nicht mehr vor. Dadurch fühlen wir uns in der Schwangerschaft oft so ruhig und ausgeglichen, häufig aber auch müde und ruhebedürftig. Progesteron sorgt dafür, dass wir uns in uns selbst zurückziehen, auf das Wesentliche besinnen und alles für die kommende Zeit mit Baby vorbereiten – uns selbst und unseren Partner genauso wie die Wohnung und das restliche Umfeld. Im Bezug auf eine Östrogendominanz bedeutet das rosige Zeiten für Betroffene. Durch den hohen Progesteronspiegel wird das Ungleichgewicht ausgeglichen und die Symptome gehen zurück bzw. treten nicht mehr auf. In meinem Fall hieß das, dass nach den Schwangerschaftsanzeichen der ersten Wochen sowohl meine Histaminintoleranz, als auch die Östrogendominanz wegvielen und ich mich zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder richtig gut und gesund fühlte. Ich konnte alles essen, ohne irgendwelche Auswirkungen zu spüren. Meine Haare wuchsen wieder, meine Haut war nicht mehr trocken und der dösrige Kopfschmerz-Zustand hatte endlich ein Ende.
Östrogendominanz in der Stillzeit
Zu meiner Überraschung blieben auch in den ersten 14 Monaten meiner Stillzeit die Symptome fast komplett weg. Eine 100%ige wissenschaftliche Erklärung habe ich dafür bisher nicht gefunden. Es ist wohl so, dass Stillen sowohl Östrogenspiegel, als auch Progesteronspiegel senkt und in der Stillzeit vor allem Prolaktin und Oxytocin ausgeschüttet werden. Biologisch sinnvoll wäre es in dieser Zeit, den Progesteronspiegel höher zu halten, als den Östrogenspiegel. Denn biologisch gesehen fördert Östrogen die Fruchtbarkeit und Paarungsbereitschaft – und eine weitere Schwangerschaft wäre in der Stillzeit nicht gerade sinnvoll. Sie würde die Überlebenschance beider Babys stark beeinträchtigen. Also bleibt der Östrogenspiegel wohl die ganze Zeit über niedrig, d.h. einer Östrogendominanz wird entgegen gewirkt. Die Hormone stellen sich erst nach einiger Zeit – wenn genug Zeit vergangen ist, um eine neue Schwangerschaft verkraften zu können – wieder um. Sobald eine Mutter von sich aus abstillt (in unserer Kultur oft nach 4-6 Monaten), stellen sich die Hormone ebenfalls um, denn biologisch gesehen konnte das den Großteil unserer Menschheitsgeschichte nur eins bedeuten: den vorzeitigen Tod des Säuglings. Dann steht einer erneuten Schwangerschaft nichts im Wege und der Östrogenspiegel steigt wieder.
Welches Progesteron Präparat hast du mit Histaminintoleranz gut vertragen? Danke! Lg Leah
Hallo liebe Leah,
ich habe kein Präparat eingenommen. Zunächst einmal wollte ich versuchen, ob ich über die Ernährung, also mit Tees und Lebensmitteln, eine Veränderung erzielen kann. Tatsächlich hat das so einigermaßen geklappt, wahrscheinlich haben die Hormonveränderungen ihr übriges getan. Jedenfalls kam die HIT nach der Stillzeit nie wirklich zurück.
Alles Gute für Dich,
liebe Grüße,
Johanna