Erwachsene Eltern

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You who are on the road
Must have a code that you can live by
And so become yourself
Because the past is just a good-bye.
Teach your children well,
Their father’s hell did slowly go by,
And feed them on your dreams
The one they picks, the one you’ll know by.
Don’t you ever ask them why, if they told you, you will cry,
So just look at them and sigh
And know they love you.
And you, of tender years,
Can’t know the fears that your elders grew by,
And so please help them with your youth,
They seek the truth before they can die.
Teach your parents well,
Their children’s hell will slowly go by,
And feed them on your dreams
The one they picks, the one you’ll know by.
Don’t you ever ask them why, if they told you, you will cry,
So just look at them and sigh and know they love you.
Written by Graham Nash • Copyright © Sony/ATV Music Publishing LLC, Spirit Music Group

Dieses wunderschöne Lied, das von Crosby, Stills Nash and Young gesungen wird, und das ich mir häufig anhöre, beschreibt das Verhältnis von erwachsenen Kindern und ihren Eltern so packend, dass mich die bedeutungsvolle Wahrheit dahinter jedesmal wieder tief berührt.

Alle Eltern haben die verstörenden Phasen der Pubertät erlebt, die das bisher so innige, liebevolle und enge Verhältnis zu den eigenen Kindern aus den Angeln hebt und Verunsicherung, Verletzung, Wut und Resignation bei Eltern und Kindern hochspült. Eben noch war die Welt in Ordnung, dann sind die Kinder plötzlich kratzbürstig, rebellisch, unberechenbar und die Eltern kontrollierend, altmodisch und feindlich.

Als Mutter war ich natürlich darauf vorbereitet, ich habe Bücher gelesen, mit anderen Eltern gesprochen und mich an meine eigene Jugend erinnert. Gottseidank gab mir mein Partner Rückhalt und war mir immer eine Stütze. Manchmal war er der Blitzableiter für unsere pubertierenden Kids, wenn ich keine Nerven mehr hatte. Oft hat er mich wieder beruhigt, wenn ich panisch und kopflos reagierte und die heile Mutterwelt über mir zusammenbrach. Mit ihm konnte ich mich austauschen und wir haben uns gegenseitig versichert, dass wir vielleicht als Eltern doch nicht alles falsch gemacht haben.

Wie man aus Büchern weiß, geht jede Pubertät mal zu Ende, die Kinder werden erwachsen und flügge, verlassen das Heim und leben ihr Leben, so wie sie es sich vorgestellt haben. So war es auch bei uns. So nach und nach ging jedes unserer vier Kinder seiner Wege, zog aus und ging in die Großstadt oder auch ins Ausland zum Studieren.

Wie ein Bumerang traf es mich, und noch dazu völlig unvorbereitet, dass nach diesem äußerlichen Schritt zum Erwachsenwerden emotionale Brüche und Spannungen zu meinen Kindern auftraten. So unterschiedlich wie jede Persönlichkeit ist, so verschieden waren auch die Verarbeitungsmechanismen meiner Kinder mit ihren Erlebnissen und Erfahrungen aus der Kinder- und Jugendzeit.

Ich habe oft gespürt, dass sie auf der Suche sind und nicht rundum glücklich und frei. Eine Zeitlang sind sie auf Abstand gegangen, haben wenig Kontakt gesucht und zugelassen. An ihrem Leben haben sie mich nicht so teilhaben lassen, wie ich mir das gewünscht hätte. Im Nachhinein denke ich, dass sie sich und auch uns als Eltern geschützt haben und versucht haben, mit ihrem Gefühlsleben klarzukommen.

Es ist sehr schmerzlich zu erahnen, dass ich als Mutter meinen Teil zu ihrem Gefühlschaos beigetragen habe, obwohl ich meinen Kindern alle Zeit, Liebe und Energie gegeben habe, die ich hatte. Ich wollte es doch als Mutter so viel besser machen als meine eigenen Eltern! Ich wollte, dass meine Kinder Freiheit und Unbeschwertheit erleben, dass sie sich ohne Druck und ohne Altlasten aus der Kindheit entfalten können. Und doch haben sie Defizite erlebt und sich nicht immer angenommen und akzeptiert gefühlt. Diese Erkenntnis tut richtig weh. Und ich kann nichts ungeschehen oder rückgängig machen, ich kann nicht eingreifen und helfen. Ich kann mir nur Sorgen machen und hoffen, dass meine Kinder das Richtige tun und ihr Gleichgewicht wieder finden und ihren Platz im Leben.

Was ich aufbringen muss, ist Vertrauen in die Fähigkeiten und die Kraft meiner Kinder, Vertrauen, dass sie den richtigen Weg finden und nicht am Leben und ihren Aufgaben verzweifeln, Vertrauen, dass die Liebe zwischen uns nicht verloren geht.

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Und was ich noch brauche, ist, verdammt zum wievielten Mal, mich selbst und meinen Lebensweg und mein Verhältnis zu meinen eigenen Eltern zu reflektieren. Auch ich habe mit meinen eigenen Eltern gehadert, meine eigenen Schwächen und Probleme im Leben nur zu gern ihrer Erziehung angelastet. Ich habe mein Seelenleben und meine Gefühlswelt oft mit viel Mühe ins Gleichgewicht gebracht. Das hat mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin und ich bin heute stolz auf mich und meine Geschichte und mein Leben. Ich liebe auch meine Eltern innig und weiß, dass sie für mich und meine Geschwister alles gegeben haben und es so gut gemacht haben, wie sie es eben in ihrer Zeit und mit ihren Möglichkeiten konnten.

Also steht wieder mal für mich eine Entwicklungsaufgabe bevor. Meine Kinder sind erwachsen, sie können gut auf sich selbst aufpassen und werden den Weg gehen, den das Schicksal für sie bestimmt hat und sie werden an den Aufgabe reifen, die das Leben an sie heranträgt. Das zu akzeptieren und wirklich zu fühlen, macht auch mich ein Stück freier und ich brauche mir weniger Sorgen zu machen. Ich bin gespannt, wohin uns der Weg als „alte Eltern“ mit erwachsenen Kindern führt. Und die Liebe bleibt sowieso.

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