Vor allem mit Kind häufen sich an einem festen Wohnsitz trotz eines minimalistischen Grundgedankens schnell eine Menge Dinge an. Denn man könnte ja, irgendwann, aus irgendeinem Grund, dieses oder jenes doch mal benötigen. Erst, wenn man den festen Wohnsitz aufzugeben plant und mit Minimalismus Reisen möchte, erhält man einen neuen Blick auf die Dinge.
Minimalismus auf Reisen: Unsere Zukunft aus dem Koffer
Denn in spätestens einem Jahr soll es für uns, das sind mein Mann, unser kleiner Sohn und ich, los gehen. Wir möchten gemeinsam die Welt erkunden und ortsunabhängig leben. Das heißt, wir werden für einige Zeit aus dem Koffer leben. Unsere Wohnung in Deutschland wollen wir aufgeben, nur wenige Dinge bei meiner Familie zwischenlagern und alles andere, was wir nicht wirklich brauchen, weggeben.
Derzeit sind wir dabei, die finanzielle Grundlage für unseren Minimalismus auf Reisen zu schaffen: ein ortsunabhängiges Einkommen im Internet. Wie genau das geht, kann man auf vielen anderen Blogs nachlesen. Um unser Ziel verwirklichen zu können, werden wir in drei Monaten unsere eigene Wohnung aufgeben und einige Zeit bei meiner Familie Unterschlupf suchen. Die meisten Dinge, die wir noch in unserer Wohnung nutzen, möchten wir vorher weggeben.
Mit Minimalismus Reisen: Von Unwichtigem frei machen
Für mich fühlt sich dieser Prozess des Sortierens, Ausmistens, Verkaufens und Verschenkens an wie eine schrittweise Befreiung von Ballast. Natürlich mag ich unsere Couch und unsere Küche. Wir haben lange damit gelebt und viele schöne Stunden in dieser Wohnung verbracht. Trotzdem sind es am Ende des Tages eben nicht mehr als Einrichtungsgegenstände oder Besitztümer. Das wenigste davon brauchen wir wirklich, um als Familie ein glückliches Leben zu führen. Wir sind guter Dinge dass alles, was wir wirklich zum Leben brauchen, am Ende in einen großen Koffer passt.
Damit dieser Koffer so leicht wie möglich wird, probiere ich jetzt bereits aus, was da tatsächlich hinein muss. Meiner Erfahrung nach kann man an folgenden Punkten in der Regel drastisch reduzieren:
- Kosmetika: Müssen es wirklich zwei verschiedene Haarspülungen, eine Gesichtscreme, eine Bodylotion für den restlichen Körper, Deo, Parfum und Make-Up sein? Vieles davon habe ich bereits in den letzten Jahren weggelassen. Ich kann mich auch ohne Make-Up gut im Spiegel sehen und meinen Mann scheint es auch nicht im geringsten zu stören. Von meiner veganen Deo-Creme nutze ich so wenig, dass sie lange Zeit reicht und die Tube ist sehr klein und handlich. Meine Haut creme ich nur noch ein, wenn es wirklich nötig ist – und dann am liebsten mit natürlichen Ölen. Auch für unser Kleinkind brauchen wir keine Cremes, Öle oder Puder. Wir verwenden keinen Badezusatz für ihn und nur in seltenen Fällen Shampoo – sein Haar ist noch so fein, dass es auch mit Wasser alleine sauber wird. Seine Babyhaut reguliert sich in der Regel selbst – meine Haut hat das auch wieder gelernt.
- Kleidung und Schuhe: Ich bin froh, dass außer meinem Mann niemand sehen musste, wie viele Paar Schuhe ich in den letzten Monaten zum Container getragen habe. Denn man weiß ja nie, wann man die orangen Ballerinas oder die eigentlich zu engen Winterstiefel doch noch einmal brauchen kann. Oder? Auch Abendkleider, Kostüme, alte Jacken und Unterwäsche, die ich noch nie getragen habe, mussten gehen.
- Kleinkram und Deko: Die meisten Wohnungen haben Stauraum im Keller und im Dachboden. In unserem Fall ist es ein geräumiger Keller. Und da sammelt sich so einiges an. Die alten Regale, Blumentöpfe, Schreibtischlampen und alte Elektrogeräte – die man „irgendwann“ einmal verkaufen oder verschenken möchte oder bestimmt demnächst noch einmal braucht. Nachdem das „demnächst“ aber in den letzten Jahren nicht eingetreten ist, habe ich den Keller entrümpelt, genauso wie diese kleinen Gegenstände, die man in der Wohnung irgendwo lagert, weil man nicht genau weiß, wohin damit. Alles, was sich noch zu Geld machen lässt, gebe ich günstig weg und der Gewinn wandert in die Reisekasse. Andere Dinge verschenke ich an Leute, die sie noch verwenden möchten.
Minimalismus im Alltag: Die Kriterien
Gerade bei den Dingen, die „eigentlich noch gut“ sind oder die mir „eigentlich“ gut gefallen, stelle ich mir folgende Fragen:
- Habe ich den Gegenstand in den letzten Monaten und Jahren genutzt?
- Ist er so einzigartig, dass ich denselben oder ähnliche Gegenstände nicht noch einmal erwerben könnte?
- Gibt es einen Anlass in absehbarer Zukunft, zu dem ich diesen Gegenstand brauche?
- Erfüllt der Gegenstand für ein anderes Familienmitglied eines dieser Kriterien?
Wenn ich alle Fragen mit „Nein“ beantworten kann, kommt der Gegenstand weg. Natürlich ist das ein Prozess, der viel Zeit in Anspruch nimmt und den ich für einige Dinge mehrmals wiederholen muss, bevor ich sie guten Gewissens weggebe.
Weil nicht alles in der Wohnung mir gehört, ist auch viel Kommunikation mit meinem Mann nötig – denn der hat weniger Freude an diesem Prozess, auch wenn er die Notwendigkeit durchaus versteht. Im konkreten Fall hilft es meistens, ihm die Fragen 1-3 zu stellen und dazu zu sagen, dass er nichts weggeben muss. Er soll sich nur bewusst dafür entscheiden, dass er die Sachen behalten muss.
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