Was sind die Wechseljahre?
Unter „Wechseljahre“ oder „Menopause“ versteht man einen Zeitraum im Leben eines Menschen, meist etwa ab dem 45. Lebensjahr für 10-15 Jahre, in dem die Sexualhormone Östrogen und Progesteron im Körper nachlassen. Im Laufe dieser Zeit stellt sich der weibliche Zyklus ein, es findet kein Eisprung mehr statt. Während manche Frauen in dieser Zeit kaum einen Unterschied bemerken, haben andere mit starken Symptomen der Wechseljahre wie Schweißausbrüchen oder Schlaflosigkeit zu kämpfen.
Warum haben wir überhaupt eine Menopause?
Biologisch gesehen ist der Pegel unserer Hormone im Körper nicht immer gleich, sondern verändert sich im Laufe unseres Lebens. Dies ist ein natürlicher Vorgang und er unterstützt die jeweilige Lebensphase. Denn während der Evolution des Menschen haben sich die meisten Vorgänge im Körper, so auch die Hormone, so angepasst, dass sie möglichst gut den erfolgreichen Erhalt der menschlichen Art unterstützen. Das bedeutet auch, dass die meisten unserer Körperfunktionen nicht an das Leben im 21. Jahrhundert, sondern an die vielen hundertausend Jahre vorher angepasst sind.
Die Sexualhormone im Menschen verändern sich also im Laufe seines Lebens – und zwar in etwa alle 7 Jahre:
- Wenn ein Mensch sieben Jahre alt ist, produziert der Körper vermehrt Testotsteron, das männliche Sexualhormon. Kinder, vor allem Jungs, die ohnehin schon mehr dieses Hormons in sich tragen, werden dann plötzlich rauflustig, aufsässig und es entstehen Konflikte.
- Mit etwa 14 Jahren beginnt bei den meisten die Pubertät. Sexualhormone bestimmen in dieser Lebensphase verstärkt das Verhalten, Jugendliche streben nach Selbständigkeit, lehnen sich gegen alle Autoritäten auf. Biologisch beginnt jetzt das zeugungsfähige Alter.
- Mit 21 Jahren ist der Mensch biologisch auf dem Höhepunkt seiner körperlichen Leistungsfähigkeit. Das ist auch nötig, denn bis dahin hat er womöglich mehrere Kinder zu versorgen und gegen Feinde zu verteidigen.
- Mit 35 Jahren (5×7), die ersten Kind er sind nun selbst fast erwachsen und in jedem Fall können die Kinder körperlich mithelfen, setzt bei Frauen die sogenannte Prämenopause ein. Die Fruchtbarkeit nimmt ab, die Eisprünge werden seltener. Dadurch nimmt allmählich das Progesteron im Körper ab.
- Mit 49 Jahren (7×7) folgt dann die richtige Menopause, d.h. die Wechseljahre beginnen. Das Östrogen versiegt nun auch, der biologische Lebenszyklus neigt sich dem Ende zu.
Denn früher betrug die Lebenserwartung bei Frauen im Durchschnitt etwa 47 Jahre, beim Mann nur etwa 43 Jahre. Und das war so bis vor etwa 100 Jahren. Wenn eine Frau also mit 35 Jahren ihr letztes Kind gebar, so war dieses mit 49 Jahren gerade so aus dem Gröbsten raus und konnte selbst überleben.
Heute beträgt die Lebenserwartung weit über 80 Jahre. Das heißt, der Mensch hat zusätzlich eine zweite Lebenshälfte nach den Wechseljahren. Früher bedeuteten die „Wechseljahre“ oft das Ende des Lebens. Diese zweite Lebenshälfte, die nicht allein der Fortpflanzung dient, und damit die Wechseljahre gibt es menschheitsgeschichtlich so selbstverständlich also noch gar nicht lange. Wir lernen gerade erste, mit diesen zusätzlichen Jahren richtig umzugehen.
Wechseljahre mit Hormonen behandeln?
Die ethische Frage
Nun heißt es oft, es sei „ganz natürlich“ und biologisch vorgegeben, dass die Sexualhormone irgendwann nachlassen. Man dürfe daran nicht „herumdoktern“. Dabei ist diese lange, hormonarme Lebensphase alles andere als natürlich, sie ist biologisch gar nicht unbedingt vorgesehen. Dass es sie gibt, verdanken wir gerade erst dem „herumdoktern“ an unserem Lebensstil. Die Gesundheit bzw. medizinischen Möglichkeiten haben sich in unserem Jahrhundert stark verändert. Durch Medikamente, Imfpungen, Operatioinen, Antibiotika und anderen Präventionsmaßnahmen hat sich unsere Lebenserwartung stark erhöht. Plötzlich ist die zweite Lebenshälfte nicht mehr die Ausnahme, sondern die Norm.
Hat der Mensch nicht auch die Chance verdient, diesen neu gewonnen Lebensabschnitt mit Freude, Vitalität und Kraft zu begehen? Die Zeit zu nutzen, die ihm geschenkt wurde? Warum darf man bei einer Lungenentzündung gegen den natürlichen, biologischen Verlauf eingreifen, bei Wechseljahresbeschwerden aber nicht?
Verursacht Hormontherapie Krebs?
Bis 2002 wurden Beschwerden in den Wechseljahren häufig mit einer Hormon-Ersatz-Therapie behandelt. Dann wurden Forschungsergebnisse veröffentlicht, die den Schluss zuließen, dass eine solche Behandlung zu verschiedenen, lebensverkürzenden Leiden führen könne, unter anderem Krebserkrankungen. Verständlicherweise ging die Behandlung mit weiblichen Sexualhormonen in der Folge stark zurück. Erst vor Kurzem, 2017 nämlich, wurden die Ergebnisse der Studie neu ausgewertet und interpretiert. Mit einem ganz anderen Ergebnis: Mit Hormonen behandelte Frauen sterben sogar geringfügig später als unbehandelte Frauen.
Dr. Dr. med. Thomas Beck erklärt in seinem Buch „Natürliche Hormone“ (Südwest, 2016) bereits schlüssig, warum es unwahrscheinlich sei, dass eine Erhöhung des Hormonspiegels zu einer Krebserkrankung führe. Statistiken zufolge steige das Krebsrisiko proportional zum Abfallen der Hormone. Seiner Theorie nach sei ein ganz anderer Fakt problematisch: Die Hormone, die bei der üblichen Therapie für die Wechseljahre genutzt werden, sind synthetische Hormone. Das heißt, die Wirkung ist zwar eine ähnliche, aber ihre chemische Struktur ist ganz leicht abgewandelt. Auf diese Weise zerfallen sie nicht nach wenigen Stunden, sondern bleiben über lange Zeit stabil.
Denn wenn Frauen, wie seiner Empfehlung nach, mit naturidentischen Hormonen behandelt werden, müssten diese viel häufiger als einmal pro Tag eingenommen werden, nämlich alle paar Stunden. Um diese Prozedur zu vermeiden, wird bei Hormonbehandlungen wie auch bei der Anti-Baby-Pille auf synthetische Hormone zurückgegriffen. Diese leicht veränderten Substanzen seien es nach Beck, die ein Krankheitsrisiko bei Frauen darstellten.
Das Leben – ein Risikofaktor
Ich persönlich sehe daher keinen Grund, starke Wechseljahresbeschwerden entsprechend zu behandeln. Selbst wenn das Risiko für gewisse Krankheiten dadurch erhöht wird, offenbar erhöht der niedrige Hormonspiegel auch das Risiko für andere Krankheiten. Vielleicht sollte man sich deshalb bewusst machen, dass der größte Risikofaktor das Leben selbst ist. Es endet immer mit dem Tod. Allerdings macht körperliches Wohlbefinden und Gesundheit einen großen Unterschied darin, wie wir es leben!
Quelle: Beck, Dr. Dr. med. Thomas: „Natürliche Hormone. Mehr Gesundheit und Lebensfreude durch einen ausgeglichenen Hormonhaushalt. München, Südwest, 2016.* (S. 32-39)
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Bei den Wechseljahren ist meine Tante im Moment. Die hat Wechselbeschwerden, besonders die Knochen tun ihr weh. Nach den Untersuchungen wurden auch Probleme mit der Schilddrüse festgestellt. Danke für die Tipps zum Aufpassen!