Mit Achtsamkeit gegen das Rauschen der Zeit

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Kennst Du das Gefühl, gar nicht richtig da zu sein? Ich habe in meinem Leben oft den Eindruck, dass dieses eigentlich nur an mir vorbei rauscht, so wie ein Film oder ein Traum. Nichts Echtes. Nichts Reales. Manchmal fühle ich mich wie die Hauptfigur „Neo“ in der Matrix-Trilogie, die eines Tages herausfindet, dass alles, was er für das Leben hielt, nur Fiktion ist, aus der es zu erwachen gilt. Lange wusste ich nicht, wie ich mit diesem Gefühl, diesem Rauschen des Lebens, umgehen kann.

Vor Kurzem wurde ich dann das erste Mal intensiver mit dem Konzept der Achtsamkeit vertraut gemacht. Seitdem weiß ich, wie das Rauschen aufhören kann. Zumindest zeitweise.

Was ist Achtsamkeit?

Achtsamkeit? Was ist das nun wieder für ein Begriff? Nur ein anderes Wort für vorsichtig oder aufmerksam? Tatsächlich bedeutet achtsam sein, im gegenwärtigen Moment zu leben, ohne Wertung oder Urteil. Eine einheitliche Definition von Achtsamkeit (engl. mindfulness) gibt es nicht, aber alle sind sich über die Richtung einig. Achtsam sein bedeutet, zu erkennen und zu akzeptieren, was ist. Ganz in der Gegenwärtigkeit leben und auf sich selbst und seine Gefühle achten.

Damit hat Achtsamkeit viel mit Lebensqualität, mit Frieden finden, mit zur Ruhe kommen, zu tun. Auch mit dem Buddhismus und Meditation steht achtsam sein in Verbindung. Meditation ist sozusagen ein Werkzeug, um zu uns selbst zurückzufinden und auch in den Zeiten, in denen wir nicht meditieren, bei uns zu bleiben.

Warum fehlt mir Achtsamkeit?

Kindern ist die Fähigkeit zur Gegenwärtigkeit noch mühelos gegeben. Sie erleben jeden Tag neu und bewusst und staunen über die wunderbare Welt, die uns umgibt. Je älter wir werden, desto mehr geht uns diese Unbeschwertheit verloren. Wir stumpfen ab, konzentrieren und auf die „wichtigen Dinge“ im Leben. Als Kind wünschen wir uns, endlich erwachsen zu werden. Bei den Erwachsenen sehen wir, dass sie sich nicht mit Kleinigkeiten aufhalten. Dass sie nicht „kindisch“ sind. Erst wenn sie lange genug erwachsen waren fällt vielen Menschen auf, dass ihnen dadurch etwas Wichtiges, Wertvolles verloren gegangen ist. Und sie fangen an, zu suchen.

Manche fangen erst an, zu realisieren, dass ihnen etwas fehlt, wenn sie krank werden durch die täglichen Anforderungen des Lebens, durch das sie hetzen. Burnout, Depressionen, Dauerstress. Obwohl wir es uns nach einem hektischen Arbeitstag so sehr wünschen, ist zur Ruhe kommen schwierig. Achtsamkeit kann da helfen.

Achtsamkeit lernen: Was ich mache

Achtsamkeitstraining. Achtsamkeitsübungen. Achtsamkeitsmeditation. Dafür gibt es andere Spezialisten. Ich will euch heute lieber erzählen, wie ich in den letzten Wochen etwas mehr Achtsamkeit in mein Leben gebracht habe – ohne Bücher, ohne Training, ohne Meditation.

Nachdem ich zunächst ein wenig über die Grundsätze der „Mindfulness“ gelesen habe, war ich mir sicher, dass hier der Grund meines Wahrnehmungsproblems liegt. Ich bin ein Mensch, der immer hetzt, denkt, plant, bespricht. Ich lebe viel in der Zukunft, ein wenig in der Vergangenheit und selten im Hier und Jetzt. In meinem Kopf ist eine Stimme, ein Gedankenstrom, ein Rauschen, das selten stillstehen möchte. In meinem Alltag gibt es so viel, was ich gerne noch erledigen würde, woran ich Freude haben würde – wenn ich die Zeit hätte. Deshalb bin ich, wenn ich eine Sache tue, gedanklich schon bei der nächsten. Während ich also mit meinem Kleinkind im Garten bin, denke ich schon nach, wann er wohl schlafen wird und wie lange, sodass ich Mittagessen kochen, Wäsche aufhängen und meine E-Mails abrufen kann. Nachmittags arbeite ich, damit wir nächstes Jahr mehr Zeit mit unserem Sohn verbringen können. Vormittags habe ich Zeit  mit ihm, denke aber nur an meine Aufgaben für den Nachmittag. Verrückt, oder? Kein Wunder, dass das Rauschen in meinem Kopf niemals aufhört.

Doch wie kann ich das ändern?

Der erste Schritt war sicherlich die Erkenntnis, was ich ändern möchte und wohin ich will. Daraus habe ich mir ein festes innerliches Bild gemacht und mit einer Art gedanklichem Mantra versehen. Wann immer ich  nun in Situationen bin, in denen ich eigentlich Ruhe habe, aber gedanklich nicht zur Ruhe kommen kann, erinnere ich mich an dieses Bild von mir selbst. An das, wie ich sein möchte. Ich erinnere mich selbst daran, dass der gegenwärtige Moment so wunderschön und lebenswert ist. Zu schön, um ihn gedanklich wo anders zu verbringen. Ich verschiebe alle Gedanken auf später und konzentriere mich auf das, was ist.

Das klappt nicht immer, aber immer öfter.

Drei Tipps für mehr Achtsamkeit

Mit diesen drei Tipps bzw. Denkanstößen kannst Du vielleicht auch etwas mehr Achtsamkeit üben:

  1. Kein Multitasking: Multi-Tasking ist das Gegenteil von Achtsamkeit. Es bedeutet, dass du nirgends wirklich bist, sondern überall zugleich. Konzentriere Dich auf eine Sache und stelle die andere hinten an. Wenn Du auf etwas konzentriert bist und Dich jemand unterbrechen möchte, bitte ihn, zu warten.
  2. Auszeiten nehmen: Nimm dir körperliche und gedankliche Auszeiten. Mir hilft es oft, mich auf meinen Körper zu konzentrieren. Wie fühlen sich die einzelnen Muskeln an? Tut irgendetwas weh? Bin ich müde oder hungrig? Verspannt? Denn all diese körperlichen Befindlichkeiten nehme ich an einem stressigen Tag meist gar nicht wahr.
  3. Wertschätzen: Für mich sind es die kleinen Dinge im Leben, wie man so schön sagt, die wirklich Freude bereiten. Es ist ein zärtlicher Blick meines Sohnes oder ein Kuss meines Mannes. Ein Frühstück ganz in Ruhe oder der Anblick einer schönen Landschaft. Das kann ich wirklich genießen – wenn ich mir darüber bewusst werde.
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